Inhalt
Der in drei Teile untergliederte Roman Nächte eines alten Kindes
schildert die Erlebnisse des jungen Kriegswaisen Martin, dessen „Tage Nächte
und Nächte Tage sind“. Aufgewachsen in der gutbürgerlichen Familie
seines Onkel Herbert, wird Martin zu verschiedenen Lehrherren in der Bekleidungsbranche
geschickt, ohne daß dort seine Sehnsucht nach „Verstehen und nach
milder Wärme“ wahrgenommen wird. Unberechtigterweise des Ladensdiebstahls
verdächtigt, endet der erste Teil im Nervenzusammenbruch des Protagonisten.
Der zweite Teil umfaßt die ausführlich beschriebene Fahrt als
blinder Passagier nach New York, den dortigen illegalen Aufenthalt und
schließlich die Erkenntnis, daß seine Sehnsüchte nach
einer verlorenen Kindlichkeit nicht in einem Amerika der wirtschaftlichen
Ausbeutung und geistigen Leere zu realisieren sind. Der dritte Teil beginnt
mit dem Bekenntnis zum Dichterberuf; es folgen gerafft die Beschreibung
erster Erfolge als Schriftsteller, verschiedener Liebesbeziehungen. Doch:
„Je besser seine Arbeiten wurden, um so weniger Zeitungen nahmen sie an
und es gelang ihm auch nicht mehr, festen Fuß in einem andern Beruf
zu fassen, vielleicht wollte er es auch nicht.“ (S. 220) Der Roman endet
mit der Vision eines Freitods auf einem See, eines Freitods, der zugleich
die lange ersehnte Ruhe als auch das Aufgehen in die „Unendlichkeit des
Alls“ verspricht: „Nun ist da, wo ich war mit dem Boot, nichts mehr als
ein Kreis um eine kleine Welle und dieser Kreis wird immer größer
und immer größer werden, über alle Meere hinweg und die
ganze Welt!“ (S. 222)