Der Ausweg. Die Bekenntnisse des Morphinisten Martin M. (1961)
 
 

Kontext

In einem Vorwort zum Roman erklärt Martin M., daß nachfolgend von seiner Morphiumabhängigkeit berichtet werde und daß er seinen Freund Liepman gebeten habe, die Geschichte aufzuschreiben. Er selbst als jemand, der „bis zum Hals (und manchmal darüber) im Wasser gestanden hat und um sein Leben kämpfen mußte“, könne „nicht so distanziert und sachlich schreiben wie einer, der am Ufer steht“.
Trotz dieser Erklärung Martin M.s deuten auffällige Parallelen zwischen der Biographie Liepmans und der seines Freundes darauf hin, daß es sich bei Der Ausweg in Wahrheit um Liepmans eigene Geschichte handelt. Martin M. ist Schriftsteller und lebt, wie Liepman zwischen 1937 und 1947, in New York. Ebenso wie sein Protagonist kämpft Liepman in seiner New Yorker Zeit mit einer Morphiumsucht und gerät vermutlich deshalb auch in  Haft. Außerdem hat Martin M. eine verheiratete Schwester namens Elizabeth; wie Liepman, dessen Schwester Else ab 1939 mit ihrem Mann in den USA lebte.
Allerdings kann die Frage nach dem autobiographischen Gehalt des Romans nicht abschließend geklärt werden, da es über Liepmans Lebensjahre in New York keine gesicherten Erkenntnisse gibt.
Das Vorwort und Nachwort Martin M.s sowie seine „Kleine Expertise über das Thema der Sucht“, die sich zwischen dem zweiten und dritten Teil des Romans befindet, geben der deutschen Fassung einen erweiterten Blickwinkel als sie die englische Fassung hat, in der Vorwort, Nachwort und Zwischenbericht des Martin M. fehlen. Der englische Text Case History berichtet vom Einzelschicksal eines Morphiumsüchtigen. In Der Ausweg dagegen wird das Thema Sucht im allgemeinen untersucht und in einen größeren Zusammenhang eingeordnet. Schon in seinem Zwischenbericht weist Martin M. darauf hin, daß Angst – „die Todesangst und die Lebensangst“ – die Ursache für Drogenabhängigkeit sei und daß nur die „Befreiung von der Angst“ die Lösung für das Suchtproblem sein könne. Im Nachwort erklärt er schließlich, daß die Angst mit ihren „tausend Gesichter[n]“ und damit auch die Sucht ein Phänomen der zeitgenössischen Gesellschaft sei. Daher sei sein Bericht „noch lange nicht zu Ende“.
 

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